Umsetzen einer Projektarbeit in Thüringen

Die Projektarbeit ist in Thüringen ein fester Bestandteil des Realschulabschlusses. Sie ist neben den schriftlichen und mündlichen Prüfungen verpflichtend für dessen Erhalt. In Gruppen von 3-5 Schülern und Schülerinnen wird sie bereits in der 9. Jahrgangsstufe vorbereitet und noch während des 10. Schuljahres präsentiert. 

 

Inhalt der Projektarbeit

Als Gruppe müsst ihr verschiedene Ergebnisse vorlegen, die alle in die Bewertung der Projektarbeit mit einfließen. Dazu zählen folgende drei Aspekte:

Schriftliche AbgabeIn Form einer Projektmappe
Praktische AbgabeIn Form eines Produktes
Mündliche PräsentationIn Form eines Kolloquiums

Schriftliche Abgabe

Euer Projekt muss während der Durchführung von euch dokumentiert werden. Diese Dokumentation gebt ihr gemeinsam mit dem Projekt in Form einer Projektmappe ab. Gliedert eure Projektmappe sinnvoll, ähnlich wie eine Hausarbeit.

  • Am Anfang steht ein Deckblatt, das über euer Thema, eure Namen, die Schule, auf die ihr geht, sowie den Namen der betreuenden Lehrkraft und das Schuljahr informiert.
  • Ein Inhaltsverzeichnis gliedert eure Mappe.
  • Unterteilt die Dokumentation in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Geht darin auf eure Themenauswahl, Recherche, Umsetzung und Reflexion dieser ein.
  • Vergesst nicht, alle Fremdquellen in einem Literatur-/Quellenverzeichnis aufzuführen.
  • Die Protokolle der Beratungsgespräche fügt ihr ebenso wie Bilder, Videos o. Ä. im Anhang an. Videos könnt ihr eurer Mappe auf einem USB-Stick beilegen.
  • Alle Gruppenmitglieder müssen die Eigenständigkeitserklärung unterschreiben, um nachzuweisen, dass ihr das Projekt selbstständig und ohne fremde Hilfe erarbeitet habt.

Bevor ihr eure Projektmappe erstellt, solltet ihr euch bei der Schule über die genauen Anforderungen bezüglich der formalen und inhaltlichen Gestaltung informieren. Teilt euch die Arbeit gleichmäßig auf und fertigt die Mappe gemeinsam an.

Praktische Abgabe

Neben der Projektmappe müsst ihr ein gegenständliches Produkt oder eine Abgabe in Form einer praxisbezogenen Demonstration vorlegen. Die Möglichkeiten, für welche Form der praktischen Abgabe ihr euch entscheidet sind vielfältig:

  • Plakate
  • Flyer
  • Modelle
  • Spiele
  • Fotos
  • Videos
  • Interviews
  • Hörspiele
  • Aufführungen
  • Aktionen
  • Veranstaltungen

Mündliche Präsentation

Der Abschluss der Projektarbeit findet in Form einer mündlichen Präsentation eurer Ergebnisse statt. Ihr stellt das Produkt sowie eure Dokumentation vor einer Prüfungskommission vor und reflektiert euer Ergebnis. Anschließend können Fragen zu eurer Idee oder Umsetzung an euch gestellt werden, die es zu beantworten gilt.

 

Wie erfolgt der Ablauf der Projektarbeit?

Da die Projektarbeit bereits mit der Themenwahl in der 9. Jahrgangsstufe beginnt und erst während der 10. Klasse abgeschlossen wird, wohnt ihr ein komplexer und langer Ablauf inne. Führe einen Arbeitsschritt nach dem anderen durch und achte auf die Vollständigkeit sowie Einhaltung aller Termine.

Ihr könnt euch chronologisch an der im Folgenden aufgeführten Übersicht oder den ausführlichen Teilschritten des Arbeitsablaufes zur Projektarbeit entlanghangeln.

Übersicht über den Ablauf der Projektarbeit
1. Gruppenfindung
  • 3-5 Leute

2. Themenwahl

(Anfang 2. HJ. der 9. Klasse)

  • Fächer- & Themenübergreifend
  • Leitfrage formulieren
  • Formular ausfüllen und durch Schulleitung bestätigen lassen
3. Mentorensuche
  • Auswahl durch Gruppe
  • Unterstützung bei Organisation und formalen Fragen
4. Mentoringgespräche
  1. Thema, Inhalt, Material/Recherche
  2. Schriftlicher & praktischer Zwischenstand
  3. Vorbereitung Präsentation

5. Abgabe 

(1. Monat nach Zeugnisausgabe der Halbjahreszeugnisse der 10. Klasse)

  • Abgabe Produkt & Dokumentation
  • Vorbereitung auf Präsentation

6. Präsentation

(1. HJ. Der 10. Klasse)

  1. Vorstellen Produkt & Dokumentation
  2. Beantworten von Nachfragen

7. Führung Projektheft

(während der gesamten Arbeit)

  • Festhalten des Arbeitsprozesses

1. Gruppenfindung

Alles beginnt damit, dass ihr euch in einer Gruppe von 3 bis 5 Leuten zusammentun sollt. Über Ausnahmen kann der Schulleiter in Einzelfällen entscheiden. 

Natürlich solltet ihr mit jemandem zusammenarbeiten, mit dem ihr euch gut versteht. Nicht immer ist aber euer bester Freund oder eure beste Freundin auch gleichzeitig die Person, mit der ihr produktiv arbeiten könnt. Versucht also eine Gruppe zu finden, in der ihr eine angenehme und konzentrierte Arbeitsatmosphäre schaffen und euch dennoch auf eine Idee einigen könnt.

2. Themenwahl

Der nächste Schritt legt den Grundstein eurer gesamten Projektarbeit: die Entscheidung für ein Thema. Ihr seid völlig frei, was die Wahl des Themas angeht. Dieses kann und soll sogar fächer- und themenübergreifend sein. 

Formuliert zu eurem Thema eine Leitfrage, die ihr während oder durch die Arbeit beantworten möchtet. Das Thema sollte die Möglichkeit zulassen, dazu eine praktische Arbeit zu erstellen. Habt ihr euch entschieden? Dann füllt das von der Schule bereitgestellte Formular aus, um euer Thema von der Schulleitung genehmigen zu lassen.

Das Thema muss bis zum Anfang des 2. Halbjahres in der 9. Klasse festgelegt werden. Nachfolgend haben wir einige Beispiele aufgeführt, wie mögliche Themen für eure Projektarbeit lauten könnten.

  • „Die Geschichte von …“ (z. B. eines Gegenstandes, Gebäudes, bekannten Persönlichkeit usw.)
  • „Psychische Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen“
  • „Die Entwicklung von …“ (z. B. eines prägenden Ereignisses, eines Wirtschaftszweiges o. Ä.)
  • „Ernährung im Leistungssport“
  • „Kultur in der Küche“
  • „Die Vor und Nachteile von …“/„Die Kontroverse zwischen …“ (z. B. veganer Ernährung, Piercings, Luxus- und Campingurlaub, Nachhaltigkeit und Import usw.)
  • „Der Gürtel als praktischer Alltagsbegleiter und Modeaccessoire“
  • „Teekessel“
  • „Die Industrialisierung in England“
  • „Ein Vergleich des deutschen und amerikanischen Schulsystems“

Dies sind nur wenige Beispiele von unzähligen Möglichkeiten. Du siehst also, dass du vollkommen uneingeschränkt in deiner Themenentscheidung bist und es keine Grenzen gibt, in denen sich dieses bewegen darf. Sucht euch also einen Schwerpunkt aus, der allen Spaß macht und zu dem ihr viele Ideen habt.

3. Mentorensuche

Es wird von euch erwartet, dass ihr selbstständig auf eine Lehrkraft zugeht, die euch während der Ausarbeitung eurer Arbeit unterstützt und beratend zur Seite steht. Diese betreuende Lehrkraft, oder auch Mentor, hilft bei der Organisation in der Gruppe und formalen Fragen. Sie darf jedoch keine inhaltlichen Antworten geben, da die fachliche Ausarbeitung des Themas in eurer Hand liegt.

4. Mentoringgespräche

Während eurer Ausarbeitung finden mindestens drei Gespräche mit der betreuenden Lehrkraft statt:

  • 1. Gespräch: Stellt euer Thema, Gliederung/Inhaltsverzeichnis und Material/Recherche vor
  • 2. Gespräch: Stellt den Zwischenstand zur Ausarbeitung des schriftlichen und praktischen Teils vor
  • 3. Gespräch: Bereitet eure Präsentation vor

Bittet die Lehrkraft eigenständig um einen Termin für die Gespräche. Bei Bedarf könnt ihr auch noch weitere Ratschläge einholen oder eure Zwischenstände vorstellen, drei Gespräche mit dem Mentor sind aber in jedem Fall mindestens abzuhalten.

5. Abgabe schriftlicher und praktischer Teil

Einen Monat nachdem die Schulhalbjahreszeugnisse der 10. Klasse ausgegeben werden, müsst ihr euer Produkt sowie die schriftliche Dokumentation fertig vorlegen. Danach könnt ihr keine Änderungen mehr daran vornehmen und solltet die Zeit für die Vorbereitung auf die anstehende Präsentation nutzen. 

6. Präsentation

Die Präsentation zeichnet den letzten Teil der Projektarbeit ab. Sie findet meist noch im ersten Halbjahr der 10. Jahrgangsstufe statt und wird von der Schule terminiert. Vor einem Kolloquium, welches entsprechend eures Themas zusammengestellt wird, präsentiert ihr eure Arbeit in zwei Schritten:

  1. Zuerst stellt ihr euer Projekt inklusive der praktischen Ausarbeitung und schriftlichen Dokumentationen vor. Reflektiert auch über euren Arbeitsprozess und das fertige Ergebnis.
  2. Anschließend können euch Fragen zu eurem Projekt gestellt werden, auf die ihr möglichst präzise antworten solltet.

7. Führen des Projektheftes

Die Mentoren händigen einmalig ein Projektheft an jede Gruppe aus. In diesem wird der gesamte Prozess von der Entstehung des Projektes bis hin zu seiner Fertigstellung festgehalten. 

Es dient dazu, den Arbeitsprozess zu erfassen, Ziele und Aufgaben zu koordinieren und zu dokumentieren und später nachweisen zu können, wer welchen Arbeitsanteil an der Gruppenarbeit geleistet hat. Das Heft ist Bestandteil der Bewertung.

 

Benotung des Projektes

In die Gesamtbenotung fließen drei Teilaspekte eurer Leistung mit ein:

  1. Der Arbeitsprozess während der Durchführung der Projektarbeit
  2. Das fertige Ergebnis in Form eines Objektes oder einer Darstellung inklusive dessen schriftlicher Dokumentation
  3. Die Präsentation des Projektes vor dem Kolloquium

Die Noten für den Arbeitsprozess (1), das Produkt und die Dokumentation (2) werden von der betreuenden Lehrkraft vergeben. Das Ergebnis für die Präsentation (3) und die aus der Zusammenrechnung der Teilaspekte entstehende Gesamtnote bestimmt die Prüfungskommission.

Bewertungskriterien

Der Benotung der drei obigen Teilaspekte liegen verschiedene Bewertungskriterien zugrunde. Wenn ihr versteht, worauf eure Lehrkräfte besonders achten, dann könnt ihr eure Arbeit so anpassen, dass das bestmögliche Ergebnis dabei entsteht.

 

Kriterien in der Bewertung des Arbeitsprozesses

  • Die Gruppe erarbeitet eigenständig ein für alle zustimmendes Thema, findet einen Mentor und führt die Recherche passend zur Leitfrage durch.
  • Die Gruppe koordiniert eine selbstständige Projektplanung von der Themenfindung, über die Zeit- und Aufgabenverteilung bis hin zur Fertigstellung der Arbeit mit anschließender Präsentation.
  • Die Arbeitsweise in der Gruppe, die erkennbare Teamfähigkeit sowie die Kommunikation und Kooperation währenddessen werden ebenfalls bewertet.
  • Vereinbarte Termine mit dem Mentor und angekündigte Abgaben werden eingehalten und fristgerecht durchgeführt.
  • Das Berichtheft wird von der Gruppe gewissenhaft geführt und vervollständigt.

 

Kriterien in der Bewertung der Abgaben

  • Teil der Bewertung ist unter anderem die Originalität und Kreativität der Idee und Umsetzung.
  • Die Projektmappe enthält eine sinnvolle Gliederung/ein sinnvoll unterteiltes Inhaltsverzeichnis.
  • Der Dokumentation liegt eine ausführliche Recherchearbeit zugrunde. Fremdes Gedankengut wird entsprechend einer richtigen Zitierweise kenntlich gemacht.
  • Es wird sich fachlich richtig ausgedrückt und die relevanten Punkte komprimiert zusammengefasst.
  • Die Gruppe achtet auf die formale und sprachliche Richtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung etc.).
  • Zusammenhänge des fächerübergreifenden Themas werden korrekt und verständlich dargestellt.
  • Die Projektmappe weist eine formale Gestaltung gemäß den Kriterien der Schule auf.
  • Bewertet wird zudem die fertige Ausarbeitung des Produktes.

 

Kriterien in der Bewertung der Präsentation

  • Die Präsentation ist nachvollziehbar und sinnvoll aufgebaut und folgt einem klar erkennbaren „roten Faden“.
  • Es wird ein Schwerpunkt gesetzt und eine angemessene Länge der Präsentation eingehalten, in der zwar das Wichtigste, aber nicht zwingend alles, vorgestellt wird.
  • Die vermittelten Inhalte sind fachlich richtig und die eigenen Ergebnisse werden objektiv reflektiert.
  • Die Gruppe legt die Präsentation abwechslungsreich sowie visuell ansprechend dar.
  • Alle Gruppenmitglieder treten selbstbewusst auf, tragen frei vor und zeigen den Zuhörern dadurch, dass sie sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt haben.
  • Die Gruppe antwortet souverän auf Nachfragen.